Seit den 2O0Oer Jahren sind die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit - Ökologie, Soziales und Wirtschaft - im Fokus. Doch dominiert bislang die ökologische Perspektive. Der EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums spiegelt dies wider, indem er Klimaziele in den Vordergrund stellt. Zunehmend werden jedoch die sozialen Implikationen der Klimaveränderungen deutlicher und die soziale Dimension, die Mensch und Gesellschaft in den Mittelpunkt von Nachhaltigkeit stellt, muss ins Bewusstsein rücken.
„The Moment of Truth“ – Europäisches Forum Alpbach: 79 Jahre nach seiner Gründung steht Friedenssicherung noch immer im Mittelpunkt!
Das Forum brachte Teilnehmer aus aller Welt in der atemberaubenden Kulisse der Tiroler Alpen zusammen. Wie immer bot es eine Vielfalt an Themen, doch 2024 gab es zusätzlich Räume für Reflexion, Momente der Stille und Friedenskreise, die tiefe Verbindungen und eine Atmosphäre des Vertrauens förderten.
Auf Einladung der MEGA Bildungsstiftung, einer gemeinnützigen Organisation, die von der B&C Privatstiftung und der Berndorf Privatstiftung gegründet wurde, habe ich die Ehre, am Forum Alpbach mitzuwirken. Die Stiftung hat es sich zum Ziel gesetzt, Chancengleichheit im Bildungsbereich zu fördern und die Wirtschaftskompetenz durch Life Skills zu stärken. Ich bin gespannt, welche Erfahrungen und Erkenntnisse mich im malerischen Alpbachtal erwarten.
2024, ein Jahr der Entscheidungen
Mit über 70 Wahlen weltweit und wachsender politischer und sozialer Polarisierung wird dieses Jahr als eines der bedeutsamsten Wahljahre in die Geschichte eingehen.
Kürzlich fand die imh Sustainable Finance Konferenz in Wien statt, welche ich als fachliche Vorsitzende leitete. Der Bogen wurde gespannt von der Politik – Klimaministerium und Umweltbundesamt – über die FMA,
OeKB und Österreichische Entwicklungsbank bis hin zur Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur, die über grüne Innovationen in der Staatsfinanzierung berichtete.
Biodiversität und die damit verbundenen Ökosystemleistungen sichern unsere Lebens- und Wirtschaftsgrundlage, denn sie sind essenziell dafür. Nicht genug betont werden kann somit die Bedeutung des Biodiversitätsschutzes und die Frage, ob und wie die Finanzbranche zu diesem Thema beitragen kann.
Laut dem Weltwirtschaftsforum ist der Verlust der Biodiversität eines der größten globalen Risiken der nächsten 10 Jahre. Biodiversität bildet das Fundament unserer Lebensgrundlage und Wirtschaftsleistung.
Die Wiener Börse hat jüngst einen bemerkenswerten Meilenstein erreicht. Das Vienna ESG Segment, das im Mai 2022 ins Leben gerufen wurde, um nachhaltige Anleihen unter höchsten Transparenzkriterien zu bündeln, konnte seinen hundertsten Green Bond verzeichnen.
Somit hat sich die Anzahl der ESG-Anleihen an der Wiener Börse nahezu verdoppelt mit insgesamt beeindruckenden 20 Milliarden EUR, die die Emittenten der Anleihen bereits für nachhaltige Transformationsprojekte aufgenommen haben.
Wie können wir einen wirksamen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung in Wirtschaft und Gesellschaft leisten? Ist das tatsächlich die Frage, die im Zentrum aller Bestrebungen und Aktivitäten, aller Pläne und Vorgaben, die aus Brüssel kommen, stehen oder werden damit wiederum hauptsächlich politische Interessen bedient, die sich in Wahrheit nicht um unsere Ökosysteme kümmern? Tatsache ist jedenfalls, dass REPowerEU, ein Plan zur raschen Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland und zur Beschleunigung des ökologischen Wandels ist – so heißt es in der offiziellen Aussendung aus Brüssel.
Vor einigen Tagen hat das Umweltbundesamt zu einer Informationsveranstaltung zum Thema: "EU-Taxonomie“ geladen und den Kreis der TeilnehmerInnen über den aktuellen Stand der Dinge aufgeklärt.
Die einleitenden Worte von Jürgen Schneider, Sektionschef Klima und Energie im Bundesministerium, ließen die Zuhörerschaft mit den jüngsten Beispielen Shell und ExxonMobil sofort in medias res gehen und ja, es tut sich viel im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Die letzte Woche war extrem spannend mit dem absolut bemerkenswerten Urteil in den Niederlanden gegen den privaten Öl- und Gaskonzern Shell. Erstinstanzlich wurde Shell dazu verpflichtet, seinen CO2-Ausstoß bis 2030 drastisch zu reduzieren! Dieses beweist, dass Europa die Klimaziele ernst nimmt!
Viele Konzerne instrumentalisieren längst den Nachhaltigkeitsboom und nützen diesen gekonnt als Marketing- und Verkaufsstrategie, indem sie mit eigenen Schlagworten und Labels faire Produkte vortäuschen.
Gute Absicht oder Greenwashing?
Manchmal habe ich das Gefühl, dass gerade diejenigen, die sich bemühen, Gutes in die Welt zu bringen, besonders kritisch beäugt werden, weil eben heute alles hinterfragt wird. Und das ist gut so, denn oft ist das Misstrauen absolut berechtigt, davon zeugen unzählige Beispiele. Gearbeitet wird mit versteckten Kompromissen – insofern, dass ein kleiner Teil umweltfreundlich ist, über den Rest jedoch nicht gesprochen wird – oder mit Beschönigungen, Verschleierungen und Bildern, die vom Inhalt ablenken.
Viele Trends haben sich durch COVID-19 nochmals beschleunigt. So wurde auch das Scheinwerferlicht auf den Green Deal verstärkt. Der von „Horizon 2020“ nun finanzierte European Green Deal Call im Ausmaß von 1 Milliarde Euro soll die Erholung Europas von der Coronavirus-Krise vorantreiben, indem grüne Herausforderungen in Innovationschancen verwandelt werden. Innovative Projekte sollen die EU unterstützen, sich rasch von der Covid-19-Krise zu erholen und außerdem zur gesellschaftlichen Robustheit und auch zum grünen und digitalen Wiederaufbau beitragen. Klingt toll - der ehrgeizige Ansatz entspricht dem Ausmaß der Aufgabe!