Das Green Bond Board der Republik Österreich
Kürzlich fand die imh Sustainable Finance Konferenz in Wien statt, welche ich als fachliche Vorsitzende leitete. Der Bogen wurde gespannt von der Politik – Klimaministerium und Umweltbundesamt – über die FMA,
OeKB und Österreichische Entwicklungsbank bis hin zur Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur, die über grüne Innovationen in der Staatsfinanzierung berichtete.
Das Event bot eine einmalige Gelegenheit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und die neuesten Entwicklungen im Bereich Sustainable Finance zu diskutieren. Weitere spannende Beiträge und Updates gab
es von DORDA RA, d-fine Austria, refinq, Finum bis hin zu OIKOCredit und dem WWF und natürlich gab es Best Practise Beispiele aus dem Bankensektor. Nun aber zu unserer Alpenrepublik.
Für die Republik Österreich ist der Markt für nachhaltige Finanzierungen ein wichtiges Element, um die ehrgeizigen Klimaziele Österreichs zu erreichen. Mit grünen Finanzierungen wird zusätzliches Kapital aus dem Privatsektor zur Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung Österreichs auf dem Weg zur Dekarbonisierung generiert.
Republik Österreich weltweit führend
Der erste Green Bond wurde im Mai 2022 mit einem Volumen von 4 Mrd. Euro und einer Laufzeit bis 2049 begeben, somit mit der zweitlängsten Laufzeit aller ausstehenden EUR-Sovereign Green Bonds. Im Oktober desselben Jahres folgte die erste Begebung eines
Grünen Treasury Bills eines Staates weltweit mit einem platzierten Volumen von 1 Mrd. Euro via Auktion und im März 2023 startete die Begebung des Grünen Commercial Papers. Österreich ist somit der erste Staat weltweit, der Grüne Commercial Papers als Teil der grünen kurzfristigen Finanzierungen emittiert – beachtlich!
Und so ist Österreich, als Republik, tatsächlich weltweit führend bei Nachhaltigkeit, hat sie doch weltweit den größten Anteil grüner Ausgaben im Vergleich staatlicher Green Bond-Emittenten, gemessen in Prozet vom BIP. (Quellen: Eurostat, DMOs und Seiten der Finanzministerien).
Gemäß dem österreichischen Green Bond Rahmenwerk, und dieses folgt den Prozessrichtlinien der Green Bond Principles, veröffentlicht von der International Capital Market Association (ICMA) sind 3,0 Prozent der österreichischen Bundesausgaben für 2022
grün, dies entspricht rund 1,1 Prozent des BIPs.
Österreichisches Green Bond Rahmenwerk
Das aktuelle Grüne Rahmenwerk fördert die Entwicklung des heimischen und internationalen Marktes für grüne Finanzierungen sowohl im lang- als auch im kurzfristigen Laufzeitbereich. Somit erweitert es das Veranlagungsspektrum für Investoren nachhaltiger Anlagen und ermöglicht es Österreich, seine Investorenbasis weiter zu diversifizieren. Solange dieses Rahmenwerk gültig ist, sind rund 20 Prozent der förderfähigen grünen Ausgaben, für grüne kurzfristige Finanzierungsinstrumente (Grüne Treasury Bills, Grüne Commercial Paper, Grüne Einlagen) reserviert. Das verfügbare Neuemissionsvolumen für grüne kurzfristige Instrumente beträgt somit 2023 rund 1,25 Mrd. Euro, für den mittel- und langfristigen Bereich sind es somit rund 4,25 Mrd. Euro. Das Gesamtvolumen geeigneter grüner Ausgaben wird zu jeder Zeit mindestens die gleiche Höhe aufweisen, wie die Gesamtsumme aller ausstehenden grünen Bundeswertpapiere – somit verfügt unsere Alpenrepublik über einen hohen Anteil grüner Budgetausgaben – und damit auch bereits über umfangreiches Know-how bei der Finanzierung grünerProjekte.
Green Bond Board
Ein interministerielles Green Bond Board (GBB) gewährleistet die eingehende Bewertung und die Auswahl förderfähiger grüner Ausgaben. Das GBB steht unter dem Vorsitz der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA) und setzt sich aus hochrangigen Vertretern aus dem Bundesministerium für Finanzen und Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie zusammen. Die Grundparameter, die eingehalten werden, sehen vor, dass die Erlöse aus den Grünen Bundeswertpapieren Teil der gesamten Finanzschuldaufnahmen des Bundes sind. Geeignete Grüne Ausgaben sind somit Budgetausgaben des letzten Jahres (t-1) sowie des laufenden Jahres (t). Wie bei allen grünen Finanzierungen wird die Republik Österreich auch über alle grünen kurzfristigen Instrumente berichten, die zum Berichtszeitpunkt im Umlauf waren.
Einen Blick in den kürzlich erschienenen allerersten Green Investor Report gibt es im nächsten Beitrag.
Originalbeitrag:
Gastkommentar Dr. Susanne Lederer-Pabst in Börse Social Ausgabe 09/2023