Rechnet sich die Berücksichtigung von ESG bei Sovereigns?
Die Studie "The role of ESG factors in sovereign debt investing“ analysierte ESG-Kriterien von 198 Ländern. Die Methodik basierte auf mehr als 80 bewerteten Risikofaktoren und ermöglichte es, investitionsrelevante Dynamiken in Zusammenhang mit ökologischen, sozialen und Governancefaktoren zu identifizieren und zu differenzieren. Das Ergebnis?
Die Berücksichtigung von ESG-Faktoren bei Investments in Staatsanleihen rechnet sich. Aktives Management und „Engagement“ sind hierbei die essentiellen Schlüsselbegriffe. Der Fixed Income Spezialist Bluebay AM und das globale Risiko-Analyseinstitut Verisk Maplecroft konnten dies somit in einer gemeinsamen Studie nachweisen.
Quantifizierung von ESG Faktoren
Ein Hauptthema der Studie war die Entwicklung umfassender Quantifizierungsmethoden. Ziel war, das Verhältnis zwischen ESG-Faktoren und den Preisen von Staatsanleihen über fünf Jahre (2013 – 2018) zu bestimmen.
Hier die wichtigsten – zum Teil überraschenden – Ergebnisse:
- Der Aspekt Governance ist überproportional bedeutsam.
- Demokratien werden unter bestimmten Umständen skeptischer gesehen als autoritäre Staaten. Möglicherweise liegt das an demokratieimmanenten politisch bedingten Veränderungsoptionen.
- Die Märkte scheinen aktuell Umwelt- und Klimarisiken (noch) nicht einzupreisen und ignorieren eine bessere Umweltbilanz oder strafen sie aktuell sogar (noch) ab.
Rechnet sich Klimaschutz?
Das heißt, dass sich Klimaschutz, also das „E“ von ESG, momentan noch am wenigsten rechnet. Wenn sich Länder etwa für die Umstellung auf erneuerbare Energien einsetzen, erwarten Investoren offenbar zunächst Kosten, weil der langfristige Nutzen nicht in Betracht gezogen wird.
Eine weitere Erklärung könnte sein, dass viele Länder, die hohen Klimarisiken ausgesetzt sind, aktuell (noch) eine sehr hohe Biodiversität haben. Und genau wegen dieser (noch) beträchtlichen Ressourcen werden diese Länder von den Märkten tendenziell belohnt.
Ineffiziente Märkte
Ebenfalls bemerkenswert ist, dass sich die Märkte ineffizient verhalten. Verbesserungen des ESG Ratings können zu einer Einengung aber auch einer Ausweitung der Spreads führen – monatelange erratische Bewegungen sind keine Seltenheit. Doch genau da liegen die Chancen für aktive, „Benchmark-agnostische“ Manager.
James Lockhart Smith von Verisk Maplecroft meint dazu: „Die Ergebnisse machen deutlich, dass die Anleger gerade Umwelt- und Klimagefahren als Risikofaktoren noch immer unterschätzen. Sobald sich das ändert, sind aber Preiskorrekturen erwartbar, was Chancen, aber auch Risiken mit sich bringt.“
„Engagement“ zählt!
Unser Fazit: Staatsanleiheninvestoren sollten ESG-Faktoren berücksichtigen, auch wenn sich das bisher als schwierig erwiesen hat. Diese Studie trägt dazu bei, die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Nichtlinearität und Komplexität von ESG-Faktoren auf Länderebene besser zu bewältigen. Wir schließen uns auch der Meinung Jana Velebovas von BlueBay an, die meint, dass es weiters auch performancerelevant sein wird, in Bezug auf ESG-Faktoren in einen Dialog mit Regierungen zu treten. Tja, aktives Management heißt in Zukunft auch „Engagement“!
Quelle: https://www.maplecroft.com/insights/analysis/esg-investing-sovereign-bonds-maplecroft-bluebay/