Erste liquide grüne AAA-Staatsanleihe – die Niederlande preschen vor

Die am 21.5. begebene „grüne“ Staatsanleihe der Niederlande könnte wegweisend sein. Mit ihren sehr hohen Anforderungen an Berichterstattung, Transparenz und Verwendung der Gelder, legt sie die Latte schon sehr hoch – noch besser gefällt uns aber, dass auch die Erlöse zweckgewidmet sind für die Finanzierung von Klimaanpassung, Klimaschutz und andere „nachhaltige Themen“.

Who’s next?
Die Niederlande sind der erste Triple A Staat, der im Mai mit der Emission eines Greenbonds in den Markt für grüne Anleihen einsteigt. Geplant waren vier bis sechs Milliarden Euro für die Anleihe mit 20-jähriger Laufzeit – eine Aufstockung auf 10 Mrd. bei entsprechender Nachfrage sei aber durchaus denkbar hört man aus gut informierten Kreisen.
Mit dieser Emission wird das Land zum zweitgrößten europäischen Emittenten von grünen Staatsanleihen. Polen war 2016 das erste Land, die Emission war aber mit 1,9 Mrd EUR relativ klein, bevor 2018 eine Aufstockung um eine weitere Milliarde erfolgte. Frankreich, Belgien und Irland sind derzeit die weiteren grünen Kreditnehmer Europas mit einem Emissionsvolumen von 16,5, 3 und 5,7 Mrd. Euro.

Zweckgebunde Verwendung
Es ist wohl kein Zufall, dass die Niederländer hier sehr gewissenhaft planen, liegt ein Großteil ihrer Heimat doch unter dem Meeresspiegel und wäre bei dessen Anstieg – einem zu erwartenden Effekt des Klimawandels - früher als Binnenländer unmittelbar und schmerzhaft betroffen.
Die holländische Regierung hat sich daher entschieden, mit ihrem Greenbond Projekte zu finanzieren, die der Anpassung ihres Landes an den Klimawandel dienen. Dazu zählen Projekte zur Stärkung des Hochwasserschutzes, oder solche, die der Überwachung des Wasserspiegels sowie der Verbesserung der Wasserverteilung dienen. Zusätzlich sollen Mittel für erneuerbare Energie Projekte, Energieeffizienz und sauberen Verkehr bereitgestellt werden.

CBI-zertifiziert
Der niederländische Green Bond wurde von der Climate Bond Initiative mit dem CBI Siegel zertifiziert. Dieses Siegel wird nur vergeben, wenn konkrete wissenschaftliche Kriterien erfüllt werden und so die Nachhaltigkeit der Anleihe und ihrer Mittelverwendung garantiert ist.
Auch die Einbindung unabhängiger Marktteilnehmer wie z.B. Sustainalytics stellt sicher, dass die Ergebnis- und Impact-Indikatoren klar definiert sind. Diese ganz klare Definition ist Voraussetzung, um konkrete Ergebnisse messen zu können. Eine erste Evaluierung ist laufend geplant, eine Veröffentlichung der Ergebnisse und Berichterstattung bereits in einem Jahr vorgesehen.

Niederlande - Europas Primus ...
Die Anleiheemission ist Teil einer umfassenden Strategie der Niederlande, die Paris Klimaziele zu erreichen, ja sogar zu übertreffen. So soll die Reduzierung der Treibhausgasemissionen bis 2030 49% Prozent betragen – das sind um neun Prozentpunkte mehr als das EU-Ziel!
Der niederländische Finanzminister Wopke Hoekstra geht zudem davon aus, dass die Emission nicht nur dazu dient, den CO2-Fußabdruck des Landes zu senken, sondern auch dem niederländischen Kapitalmarkt einen zusätzlichen Schub verleihen wird. Schließlich ist es kein Geheimnis. dass grüne Anleihen bei institutionellen Anlegern seit Jahren stark nachgefragt sind.

… und Österreich?
Während immer mehr europäische Staaten sich der Notwendigkeit bewusst sind, dass ein Stopp der Erderwärmung konkrete Maßnahmen braucht, gehen wir in Österreich im Herbst mal wieder wählen. Noch vor nicht einmal eineinhalb Jahren hatten wir das Regierungsübereinkommen hinsichtlich „Impact Investing“ gescreent, und was wir gefunden hatten, ließ uns hoffen. Doch wir wussten auch – Papier ist geduldig und von der guten Idee bis zur konkreten Umsetzung ist es oft weit.