Startschuss zur österreichischen Green Finance Agenda ?
Am 28. Februar haben sich Nachhaltigkeitsministerin Köstinger und Finanzminister Löger via Pressekonferenz an die Öffentlichkeit gewandt. Erwartet wurde – zumindest von Optimisten – die Präsentation von konkreten Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele.
Um ehrlich zu sein – wir waren enttäuscht, denn wir haben tatsächlich mehr erwartet. Statt der Präsentation erster Maßnahmen einer Green Finance Agenda wurden bloß Maßnahmen präsentiert, wie ebensolche erstellt werden sollen. Die als Kick-Off-Veranstaltung präsentierte Pressekonferenz war nicht mehr als ein – erneuter – Startschuss. Doch den hatten wir doch schon…?!
Stabstelle für nachhaltige Finanzen
Zum Hintergrund: Im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus gibt es seit Februar eine eigene Stabstelle IV/3, die sich dem Thema „Nachhaltige Finanzen und Standortpolitik“ widmen soll. Mit der Stabsstellenführung wurde Michaela Seelig beauftragt, die davor bei der IDB Invest für Climate Change and Sustainability zuständig war und in dieser Funktion nahezu sechs Jahre Know-How erwerben konnte.
Mit dieser Postenbesetzung wurde die Hoffnung, dass es nun rasch konkret werden könnte, genährt. Doch der letzte Stand der Dinge enttäuscht: Frau Seelig soll eine Arbeitsgruppe einrichten, um mit der Finanzindustrie Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele von Paris zu erarbeiten. Sehr weit sind wir also noch nicht fortgeschritten.
Eine Fokusgruppe mit Schlüsselakteuren des österreichischen Finanzsektors soll also ins Leben gerufen werden, besetzt mit Vorständen der wichtigsten heimischen Player am Finanzmarkt.
Großes Potential im Finanzbereich
Bundesministerin Köstinger meinte bei der PK zurecht, dass auch der Finanzsektor einen Beitrag leisten muss, und auch Minister Löger erkennt messerscharf, dass die Finanzbranche großes Potenzial hat, um zu klimafreundlichen Initiativen beizutragen. Nachhaltige Geldanlagen liegen nicht nur eindeutig im Trend, wie es aus den Ministerbüros tönt, vielmehr gibt es seit Jahren fachliche und sachliche Vorarbeiten, wie Nachhaltigkeit auch gelebt und von der Finanzbranche umgesetzt werden kann.
Das ist ebenso ein Fakt, wie die Tatsache, dass sich die österreichische Regierung bereits 2015, nämlich mit der Unterzeichnung des Pariser Klimaschutzabkommens und der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung zum Ziel einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft bekannt hat. Die in der Pressekonferenz Ende Februar angekündigten Maßnahmen zur Bildung von hochkarätigen Arbeitsgruppen scheinen daher ein wenig aus der Zeit gefallen, haben sich Experten doch bereits wesentlich konkretere Schritte und Ankündigungen erwartet.
Wird Strategie zum Erfolg führen?
Nun gut, zurück zur Arbeitsgruppe. Das Argument, dass zur Umsetzung auf nationaler Ebene großen Wert auf einen breiten Dialog gelegt werden soll, klingt zwar gut, allerdings wurden bis dato keine weiteren Stakeholder einbezogen. Die Frage drängt sich also auf, ob diese Strategie von Erfolg gekrönt sein wird. Klar, prestigeträchtig ist dieser Zugang, nur ob er auch effektiv ist, ist eine gute Frage.
Enttäuscht zurück bleiben viele Experten aus diversen Fachverbänden, der ÖGUT, dem VKI, dem Umweltbundesamt, .. und der Beratungsbranche. Sie kennen die Finanzindustrie gut und hätten ihr Know How der Regierung zur Umsetzung ihrer Green Finance Agenda sehr gern zur Verfügung gestellt. Doch bis dato wurden sie zur Mitarbeit nicht eingeladen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden..