Green Bonds – eine Alternative für institutionelle Investoren
Auch in Österreich?
• Februar 2017 Schlagzeile aus ‚Environmental Finance’: ‚Investors urged to pressure banks to do more on climate change‘
• Studie der Konrad Adenauer Stiftung vom September 2016: ‚Der Finanz-sektor als Brücke zum 2° C-Klimaziel‘
• Die holländische APG, die größte europäische Pensionskasse investiert 2016 gemeinsam mit einem großen Investmenthaus bis zu 500 Millionen Euro in europäische Wasserkraft
• Ende 2017 / Beginn 2017: Polen und Frankreich begeben Green Bonds
Und was passiert in Österreich?
Wo sind die Investoren, wo ist der politische Wille dieses Segment der ‚nachhaltigen Investments‘, jenseits der klassischen Anleihen- und Akienportfolios zu forcieren? Warum schaffen es andere, Österreich aber nicht?
Green Bonds sind eine recht junge Assetklasse. Die ersten Green-Bond-Emissionen multilateraler Entwicklungsbanken gab es 2007. Strukturierte Produkte für institutionelle Kunden zur Finanzierung nachhaltiger Energieprojekte, meist Sicav-SIF Konstruktionen, gibt es ungefähr gleich lange.
Mit den auch als Climate Bonds bekannten Papieren beschaffen sich Emittenten zweckgewidmet Mittel für Umwelt- und Sozialprojekte. Aktuell entfällt mit 36 % der Großteil aller Emissionen auf Unternehmen, gefolgt aber bereits von Kommunen mit 15 % und Banken mit 12 %.
Seit 2014 gibt es allgemein anerkannte ‚Grundsätze für grüne Anleihen’. 2016 betrug das Emissionsvolumen rd. 100 Mrd. USD, für 2017 rechnet Moodys mit ca. 200 Mrd. USD. Im Schnitt wachsen die Volumina jedes Jahr zwischen 100 % und 150 %; ihr aktueller Weltmarktanteil liegt bei 1,4 % der Gesamtemissionen.
Für Staaten ist es vergleichsweise schwierig genau nachzuweisen, wie viel Geld für welche ‚grünen‘ Projekte zweckgebunden ausgegeben wird. Pläne müssen erarbeitet, Projekte identifiziert, Ministerien und andere Stakeholder koordiniert und Evaluierungen durchgeführt werden, die haushaltsrechtlichen Hürden nicht zu vergessen. Es entsteht für Emittenten also ein Mehraufwand im Vergleich zur Begebung einer ‚gewöhnlichen‘ Anleihe, der sich u.U. auch in Renditeeinbußen bemerkbar machen kann. Setzt man diese ‚vermeintlichen‘ Renditeeinbußen allerdings in Relation zu dem gesamtwirtschaftlichen Nutzen, der durch die Zweckwidmung entsprechender Papiere erzielt werden kann, dann relativiert sich das Argument der ‚Mindereinnahmen‘ und verkehrt sich in sein Gegenteil.
Gesamtwirtschaftliche und gesellschaftspolitische Wirkungen von Green Bonds und ähnlichen Papieren zu quantifizieren ist möglich – und auch notwendig. Entsprechende Pilot- bzw. Begleitprojekte weisen eindeutig positive ‚Realrenditen‘ aus, auch wenn diese Disziplin der Impact-Messung noch eine recht junge ist.
Polen war das erste europäisch Land, das 2016 einen Green Bond begeben hat, Frankreich hat als erstes EURO-Land im Jänner 2017 nachgelegt. Während die polnische Emission mit knapp 750 Mio. Euro noch recht klein war, hat Frankreich gleich 7 Mrd. Euro eingesammelt. Polen verspricht eine Rendite von 0,634 % bei einer Laufzeit von fünf Jahren, Frankreich 1,74 % für 22 Jahre Laufzeit. Im Vergleich dazu rentieren 20-jährige Österreichischen Staatsanleihen gerade bei 1,08 %. Zu verdienen gibt es in Tiefzinsphasen ohnehin kaum etwas, die Sozialrenditen rücken somit in den verdienten Mittelpunkt.
Finanziert werden mit grünen Anleihen vorwiegend Projekte in den Bereichen erneuerbare Energie (46 % der weltweiten Emissionen 2015), Energieeffizienz (20 %), kohlenstoffarmer Verkehr (13 %), nachhaltiges Wasser (9 %) sowie Abfall und Umweltverschmutzung (6 %) um damit die Hauptbereiche zu nennen.
Grüne Anleihen sind demnach ein wichtiges und auch zunehmend wichtiger werdendes Finanzierungsinstrument und könnten auch in Österreich die Ziele des am 30.11.2016 im Rahmen der Energieunion vorgelegten Pakets ‚Saubere Energie für alle Europäer’ verwirklichen helfen. Sie werden stark nachgefragt und sind bei Ausgabe meist mehrfach überzeichnet. So war der Green Bond der EVN, 2014 der erste seiner Art im deutschsprachigen Raum (Emissionsvolumen 500 Mio. Euro, Laufzeit bis 2024, 1,5 % p.a.), mehr als dreifach überzeichnet. Auch für den französischen Bond ‚Vert OAT‘ aus 2017 waren ursprünglich 3 Mrd. Euro vorgesehen, emittiert wurden 7 Mrd. Euro; nachgefragt wurden 23,3 Mrd. Euro.
Wer, wenn nicht institutionelle Investoren mit ihrem massiven Veranlagungsbedarf, könnten dazu beitragen die Paris-Klimaziele zu erreichen? Von dieser Seite gibt es konkretes Investmentinteresse an Nachhaltigkeit – wenn die (aufsichts)rechtlichen Rahmenbedingungen passen und eine Bündelung von stimmigen Projekten und Energie-Contracting-Modellen vernünftige Investments erlaubt. Ein entsprechendes Regelwerk z.B. auf Grundlage des internationalen Standards „ICMA Green Bond Principles“ muss erarbeitet, eine Struktur, die es endlich auch österreichischen institutionellen Investoren einfach macht zu investieren, aufgesetzt werden.
Nur – warum passiert nichts?